„Ja oder Nein – eine Partei im Kreuzverhör“, von Lukas Holliger
Eine Radiomoderatorin fordert ihren politischen Gast, den SVP-Politiker Hans-Ueli Schaub, zu einem Experiment auf. Er soll, wie die Stimmbürger:innen der Schweiz bei Volksabstimmungen, sämtliche Fragen nur mit Ja oder Nein beantworten. Dabei zwingt ihn die Moderatorin, die Kernaussagen seiner Partei aus Abstimmungskämpfen und Plakatkampagnen bis ganz zu Ende zu denken. Welche Möglichkeiten von Zustimmung oder Ablehnung gibt es für den fiktiven Nationalrat Hans-Ueli Schaub? Zu spät bemerkt er, dass mit der Moderatorin etwas nicht stimmt.
mit Monika Varga und Michael Wolf, Regie: Ursina Greuel, Kostüme: Cornelia Peter, Licht: Tashi-Yves Dobler López, Oeil extérieur: Sibylle Burkart
Aufführungsrechte: © Theaterstückverlag, München
sogar theater in Koproduktion mit Neues Theater Dornach und Matterhorn Produktionen
Pressestimmen:
Würde dieses Theaterstück an einem grösseren Haus aufgeführt, es sorgte für Furore. (…) Das Stück rüttelt auf, überzeugt mit Witz und Tiefe gleichermassen – auch, weil es an politische Momente anknüpft, die uns allen in Erinnerung sind. Melanie Honegger, bz
Das Sogar-Theater liegt etwas versteckt in einem Innenhof unweit der Langstrasse im Zürcher Kreis 5. Es ist Zürichs kleinstes Schauspielhaus und definiert sich als literarisches Theater. Vor einigen Wochen fand hier eine denkwürdige Premiere statt. Isabel Heusser, NZZ, 5.11.22
Was passiert, wenn ein SVP-Politiker richtig in die Mangel genommen wird? Ein eindrückliches Stück im Sogar-Theater macht die Probe aufs Exempel – und sorgt für Ärger im rechten Lager. (…) Dass das Stück der SVP nicht passen würde, war zu erwarten gewesen. Wie schnell jedoch Exponenten der Partei durch ihr Verhalten das Stück von der Bühne zurück in die Realität führten – und den Inhalt des Stücks dadurch ungewollt bekräftigten –, erstaunt dann doch. Ob er sich vorstellen könne, das Vorgehen der AfD, die mit Steuergeldern finanzierte Theater an den Pranger stelle, wenn diese sich kritisch mit der AfD auseinandersetzten, für die Schweiz zu übernehmen? Der fiktive SVP-Nationalrat antwortet selbstverständlich mit «Ja». Nach der Premiere pöbelte der nicht fiktive Stadtzürcher SVP-Fraktionschef, der sich das Stück angesehen hatte, im Sogar-Theater herum. Ein Artikel in der «Weltwoche» machte Stimmung gegen den Autor Holliger, der seinen «Lohn im öffentlich-rechtlichen Dienst» beziehe, sowie gegen das Sogar-Theater, das «zu wesentlichen Teilen von den Steuerzahlern aus Stadt und Kanton Zürich finanziert» werde. Und schliesslich – Überraschung! – reichte die Zürcher SVP ein paar Wochen nach der Premiere zwei Vorstösse zum Sogar-Theater ein mit der Forderung, dem kleinen Haus die öffentlichen Gelder zu streichen. Silvia Süess, WoZ, 1.12.22
Das Ende ist bestürzend, aber folgerichtig in einem Stück, das thematisch viele unterschiedliche Fragen aufwirft und der Schnittmenge von Rechtspopulismus und Rechtsextremismus nachspürt. Holligers «Ja oder Nein – eine Partei im Kreuzverhör» ist ein argumentativ kluges, in seinen Schlussfolgerungen aufrüttelndes Werk. Elisabeth Feller, St.Galler Tagblatt, 30.9.22